tomatenblüte

Gut Ding will Weile haben…

Rotweinbirnen zum Beispiel.
Meine Mutter hat sich beim Einkochen immer viel Zeit gelassen.
Für manches Obst, wie zum Beispiel Birnen, Quitten, Kürbis oder Kirschen gleich mehrere Tage
Jetzt nicht gleich das Schlimmste befürchten, der Aufwand hält sich in Grenzen. Das Prinzip war eigentlich immer gleich.
Das Obst schön in die gewünschte Form schneiden, mit Wein oder einem passenden Saft, Zucker und Gewürzen in einen Topf füllen und aufkochen. 1-2 Minuten köcheln lassen, ausschalten und den Topf stehen lassen bis alles wieder abgekühlt ist. So geht das dann über mehrere Tage. Bestimmt 6-8 mal oder noch häufiger.
Das Ergebnis finde ich immer wieder  genial. Die Früchte werden butterweich, glasig, fast durchsichtig, bleiben dabei aber absolut stabil und zerfallen nicht. Der Saft konzentriert sich und wird immer köstlicher.
Dazu fällt mir dann auch noch gleich eine wunderschöne Textstelle aus einem Roman ein…

….ich dagegen schälte Äpfel, schnitt sie in Stücke, übergoss sie mit Zuckersirup und ließ sie lange stehen, kochte alles auf und ließ es wieder abkühlen, stundenlang stehen, alles dreimal hintereinander. Die Apfelstücke waren von einer durchsichtigen Schönheit, die Sonne schimmerte durch sie hindurch und sie entließen das Aroma des Sommers auf der Zunge….

Alina Bronsky  “ Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche“.

…und so schaut dann der Sommer aus…

mit Chili …

Kein Kochbuch, ein komischer, bitterböser  Roman…wenn sich das Lachen gerade so ausbreitet kann es passieren, dass es gleich wieder im Hals stecken bleibt.
Mehr wird nicht verraten.
Lesen…es lohnt sich.

Ein Rezept aufzuschreiben ist schwierig. Am besten geht man so vor.

Gewünschte Menge Birnen schälen und NICHT entkernen oder schöne Apfelschnitze schneiden. Quitten sind  ganz ideal. Zwetschgen und Kirschen funktionieren auch gut. Entsteint oder nicht, ist egal.
Für die Birnen Rotwein aussuchen. Für Äpfel oder Quitten ist Weißwein toll oder der entsprechende Saft.
Obst in einen großen Topf schichten und immer so viel Flüssigkeit zugeben, dass die Früchte bedeckt sind.
Zucker zugeben nach Geschmack. Immer bedenken, dass sich der Saft konzentriert, deshalb nicht zu stark süßen.
Gewürze wenn man will.
Nach dem letzten Aufkochen (da muss jeder selbst enscheiden wann der richtige Zeitpunkt ist) in Einweckgläser füllen. Sterilisieren oder kochend heiß in Twist-off-Gläser füllen. Wenn der Saft zu dünn sein sollte, eventuell vor dem Einfüllen separat einreduzieren.

Mit den Birnen hab ich ein kleines Dessert gemacht.
Einfache Mürbteigkekse backen.
Eine Ganache aus 70% Kuvertüre und Sahne machen. ( 100ml Sahne aufkochen, 100g Schokolade in der Sahne schmelzen. Eine Prise Muskat zufügen. Abkühlen lassen. Aufmixen und auf die Kekse spritzen)
Eine Birne draufsetzten…
oder..
den restlichen Mürbteig noch schnell um eine Birne gewickelt (Pinterest sei Dank).
Eine hübsche Bastelarbeit die sich noch verbessern lässt.

Dieser Beitrag wurde am Oktober 6, 2012 um 11:25 pm veröffentlicht. Er wurde unter Basics, Kochbuch, süß abgelegt und ist mit , , , , , , , getaggt. Lesezeichen hinzufügen für Permanentlink. Folge allen Kommentaren hier mit dem RSS-Feed für diesen Beitrag.

41 Gedanken zu „Gut Ding will Weile haben…

  1. Hallo Sybille; wie wunderbar, diese überlieferten Methoden kennenzulernen- und schade dass die Zwetschgen für dieses Jahr schon durch sind. Nächstes Jahr wird das getestet, bestimmt!

  2. Wie können Süßkram-Krümel nur so wundervolll aussehen? Wunderbar fotografiert von Dir, ich bin mal wieder begeistert.
    Liebe Tessiner Grüße

  3. liebe sybille, ich bin immer sehr angetan von deiner, ja, kunst mit den lebensmitteln umzugehen. sehr fein und essentiell 🙂

  4. liebe syb,

    habe deinen tip in die tat umgesetzt (für unser birnen, bohnen und speck – rezept!!) hat super funktioniert!

    die birnen waren nicht matschig! und dennoch weich!!! *freu*
    genau richtig… (übrigens werde ich nächste woche den post darüber freischalten, dann kannst du dir meine version ansehen…)

    es stimmt, deine fotos werden immer besser! ich liebe z.B. das eine bild mit dem stück birne… die reflektion der sonne in der durchsichtigen frucht… ein traum! 🙂

    lg nancy

    ps.
    ich habe aus zeitgründen meine birnen nur 4x aufgekocht… (hat auch gereicht…)

    • Liebe Nancy,

      hast ja gerade gelesen…dreimal aufkochen langt auch!!

      Das Sonnenbild sind Äpfel mit Chili und schwarzem Pfeffer (hätte ich dazu schreiben sollen..), Birnen sehen aber genau so aus 😉 .

      Birnen, Bohnen Speck koche ich heute… übrigens zum ersten Mal…mag hier niemand 😦 aber die Tim Mälzer Version bei Markus Lanz hat mir so gut gefallen.., bin gespannt wie es bei dir aussieht!!!

      Liebe Grüße
      Syb …und einen schönen Sonntag.

  5. So fein, so sonntagsfein. Ich bin begeistert und muss anerkennen, der Herbst treibt tolle süße Blüten 🙂

  6. Meine Oma hatte einen riesigen Garten und hat wie der Weltmeister eingemacht. Ist ja ganz aus der Mode gekommen. Aber der Gedanke, Quitten in Weißwein.. mhmm.. 🙂

    • Einmachen gehört zum Schönsten in der Küche und Quitten sind meine absoluten Lieblinge.
      Es gibt (für mich) keine andere Frucht mit so viel Aroma.
      Aber keine Quitten beim Türken kaufen, das sind Zuchtquitten.
      Die runzligen, fleckigen, steinharten Dinger müssen es sein! 🙂

  7. Die Rotweinbirne sieht fantastisch aus! Ich werde die Methode mit Quitten ausprobieren.

  8. Wunderschöne Bilder zu einem beseelten Text. Vielen Dank für die Sonntagslektüre. Quitten in Weisswein kommen ganz oben auf meine To-Do-Liste. Quitten sind mein absoluter Herbst-Favorit.

  9. Wow! So einfach und trotzdem klingt es nach Einmachen mit dem gewissen Etwas. Und diese Bilder! Wo bekomm ich denn jetzt Quitten her? Und dann die Wickelbirne! Genial!
    Herzliche Grüße,
    Dani

    • Auf dem Wochenmarkt oder so machen wie ich.
      Mit dem Fahrrad rumfahren bis du einen Quittenbaum findest, bei den Leuten klingeln und nach ein paar Quitten fragen und du bekommst garantiert welche.
      Wenns läuft wie bei mir entsteht eine Freundschaft. Meine Quittengärtnerin ist inzwischen auch meine Eierfrau.

      Apfelstrudel…..

      Liebe Grüße

  10. magentratzerl sagte am :

    Ein toller Einmach-Tipp! Ich erinnere mich mit leichtem Gruseln an die eingeweckten Früchte meiner Kindheit – Matschpotential. Da ist das was anderes! – Und danke für den Lektüre-Tipp….

  11. Geniale Einwickelpapierfotos die bestätigen, dass es den ganzen Pipapo um den Teller herum nicht braucht.

  12. ohh Sybille, welch Traum, verführerisch in Szene gesetzt.
    Beim Essen bin ich gleich dabei, beim Einkochen muss ich erst noch in Deine Schule gehen.
    Liebe Grüße
    Gaby

  13. Hört sich zwar zeitaufwändig an, aber mich juckt es schon wieder in den Fingern. Eine Fleißaufgabe für abends. 😉 Und an Quitten (oder Birnen) komme ich auch ran.

  14. Das sieht einfach wunderhübsch aus. Beim Rotwein muss ich leider passen, ich vertrage keinen und kann ihn nur in Schmorgerichten essen, wenn er völlig verkocht und nicht zu intensiv ist 😦

  15. Hallo liebe Sybille,

    ich mach sehr gerne Weissweinbirnen mit Rosmarin. Leider, leider leider (heul) hab ich es heuer etwas übersehen und ruckzuck waren die letzten Birnen vom Baum gefallen und vom Schwiegervater für Schnaps eingemaischt. Und nix wars mit meinen Williamsbirnen im Wein . ICh mach das aber auch immer nach einem „normalen“ Rezept. Also einmal aufkochen, weichkochen, abfüllen. Von deiner Methode hab ich noch nie was gehört. Würd es aber irrsinnig gerne ausprobieren.
    Ich werd schaun, was sich sonst noch für Früchtchen anbieten. Wie oft hast du deine Birnen denn jetzt aufgekocht?

    Achja, mein Winzer ist gar nicht so ein Schleckermäulchen. Das Confit landet bei mir auf dem Butterbrot, oder Croissant. Mehr wird es allerdings zu Wild und Käse gereicht. Wir haben jedes Jahr ein kleines Weihnachtsevent in der Kellergasse, da verkauf ich mein Produkte. Dieses Jahr probier ich es das erste mal auch auf einem Adventmarkt. Deshalb hab ich so viel produziert…

    Grüße von der Kärntnerin

    • Liebe Winzersgattin,
      nicht gezählt, aber bestimmt sechs mal.

      „Meine Methode“ ist mindestens so alt wie meine Mutter minus..sagen wir mal..12. Also 81 Jahre!!

      Du bist also viieeel zu jung um davon gehört zu haben. 😀

  16. So, nach Tagen der Internetabstinenz – mein Anbieter hatte einen jämmerlichen, technischen Durchhänger – komme ich jetzt auch noch mit einem Kommentar. Erst mal die Bilder – die sind ja der Hammer. Total schön!
    Und die Garmethode kannte ich nicht. Das werde ich ausprobieren.
    Das ist das Schöne an den Blogs, man lernt immer wieder Neues kennen. Und das Beste daran ist, dass das ja dann alles getestete Rezepte und Garmethoden sind.

  17. Pingback: Die Königin… « tomatenblüte

  18. Hallo Sybille
    nun liegen die Quitten hier und fragen sich- worin mag ich eingekocht werden, und in welcher Form? Dünne Schnitze, Achtel, Viertel, mit oder ohne Schale? Danke für hilfreiche Worte schon im Voraus von Ninive

  19. Hallo Sybille,
    wow, ich bin ganz begeistert von deinem Blog!
    Meinst du, man kann das ganze auch mit Sekt statt Wein machen?
    Liebe Grüße,
    Lala

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